Männer wurden lange Zeit als Wesen ohne Probleme wahrgenommen. Sie beherrschten die Welt, verfügten über Macht, verdienten das meiste Geld und konnten sich die schönsten Dinge kaufen. Männer galten als potent – sozial, politisch, sexuell, gesundheitlich und beruflich. Daran, dass Männer das starke Geschlecht verkörperten, zweifelte niemand – auch nicht die Frauen.
Inzwischen ist dieses öffentliche und innere Bild von starker Männlichkeit erschüttert. Seit geraumer Zeit ist z.B. bekannt, dass Männer in den Industrienationen ca. sieben Jahre früher sterben als Frauen. Je mehr die Gesundheitsforschung den Mann zum Gegenstand ihrer wissenschaftlichen Arbeit macht, desto deutlicher wird, wie krank Männer sind und wir krankmachend auch die gesellschaftlichen Bedingungen, unter denen Männlichkeit gelebt werden muss.
Auch in anderen Bereichen wird zunehmend am Lack der traditionellen Männlichkeit gekratzt. Immer mehr Meldungen über erfolglose Manager, gescheiterte Fusionen und falsche Unternehmenspolitik zeigen die Unfähigkeit vieler Männer innerhalb der ökonomischen Machtelite. Das gilt mutatis mutandis auch für die Politikerkaste, in der sich in den vergangenen Jahren die Skandale von Fehlentscheidungen, Vetternwirtschaft und Korruption nachgerade dramatisch angehäuft haben.
Noch schlechter als im öffentlichen Bereich präsentiert sich die männliche Bilanz im privaten. Liebenskonflikte, Gewalt, Trennungen und Scheidungen entstehen in ihrer Vorgeschichte überwiegend aufgrund einer chronischen Beziehungsunfähigkeit der Männer. Die zunehmende sexuelle Impotenz von Männern ist zumeist nur ein Ausdruck davon.
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